„Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher als die anderen.“
Farmer Jones ist vertrieben, Haus und Hof befinden sich in der Hand der Tiere. Die schlauen Schweine setzen sich an die Spitze der Revolution. Dann organisieren sie das Zusammenleben. Und schließlich reißen sie die ganze Macht an sich. Die Schweine errichten ein totalitäres System. Naive Schafe und devotes Geflügel müssen im Schweinesystem um ihr Leben fürchten. Nach erfolgter Befreiung vom Joch der Sklaverei unter Bauer Jones sind auf dem Hof zwar alle Tiere gleich, aber manche gleicher als andere. Als Live-Hörspiel holt Eike Hannemann die Fabel über Revolution und totalitäre Unterdrückung ins Heute und nach Aachen. Zu sehen ist die Aufführung im Mörgens des Theaters Aachen.
Orwell als sozialistischer Misanthrop
Georg Orwell skizziert in seinem Werk „Farm der Tiere“ (1945), dass die Herrschaft des Menschen über den Menschen nicht beendet ist. Orwell ist als überzeugter Sozialist abgestoßen und gleichzeitig angezogen von der Menschheit. Zeitweise nahm er ein Leben in Armut auf sich, um den Unterdrückten nahe zu sein. Daraus resultierte seine Bekehrung zum „gefühlsbetonten Sozialismus“. Orwell begann 1943 an der satirischen Tierfabel über das stalinistische System „Animal Farm“ zu schreiben. Es ist eine Fabel über die Oktoberrevolution in Russland. Fünf Verleger weigerten sich das Buch zu veröffentlichen. Das Buch erinnerte offenbar zu stark an die gescheiterten Illusionen der Linken gegenüber der kommunistischen Diktatur. 1950 verstarb George Orwell im Alter von nur 46 Jahren in London.
Live- Hörspiel als neues Format
Brummen, Knistern, Rascheln, Summen, Rauschen, Dröhnen sind die Zutaten für ein Live-Hörspiel. Dargestellt durch zerbrechenden Porree, zerhacktem Weißkohl, raschelnden Filmrollen, klackernden Kokosnussschalen, spritzenden Wasserpistolen und vielen guten Mikrofonen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Eike Hannemann hat das Format des Live-Hörspiels fürs Theater entdeckt. Der Holztisch ist übersät von Requisiten. Dahinter sitzen – meistens – Torsten Borm, Björn Jacobsen und Felix Strüven. Es ist wahres Feuerwerk der Akustik, Mimik und Gestik. Jeder spielt ein gutes Dutzend der Rollen. Jeder macht seine eigenen Geräusche. Vom Muhen, Mähen, Gackern und Wiehern bis hin zum Melken – dargestellt durch spritzende Wasserpistolen in einen alten Zinkeimer bis hin zum knisternden Feuer – hörbar gemacht durch raschelnde Filmrollen. Der Zuhörer kann die Augen schließen und hört die Geschichte.
Ausverkauftes Haus und ein begeistertes Publikum
Das Publikum ist fasziniert und in den Bann gezogen. Manche Szenen sind brutal, andere hingegen saukomisch. Die Sprecher und Geräusche-Macher begeistern das Publikum und sind zwei Stunden immer bei der Sache. Das Mienenspiel ist eine wahre Freude und macht Lust auf mehr Live-Hörspiele. Chapeau!
Die nächsten Aufführungen sind am 6., 11. und am 20. März.
Weitere Informationen direkt auf der Seite des Theaters Aachens