Rede im Stadtrat zur „Pflege der deutschen Sprache“

In der Aachener Verwaltung werden viele unnötige englische Begriffe verwendet. Wenige Bürger werden die Bezeichnung „Employer Branding“ in einer deutschen Verwaltung erwarten, um nur ein Beispiel zu nennen.  Am 13. September hatte die AfD daher einen Antrag zur Pflege der deutschen Sprache gestellt. Der Antrag zielte auf den Schutz der deutschen Sprache als kulturelles Erbe ab. Auch sollte der Ausgrenzung von Menschen entgegengewirkt werden, die der englischen Sprache nicht so mächtig sind. Vor allem viele ältere Menschen hatten nie die Gelegenheit Englisch zu lernen.

Die CDU-geführte Verwaltung hat sich Anfang Dezember gegen den Antrag ausgesprochen.  Fraktionsübergreifend wurde gegen die Pflege der deutschen Sprache gestimmt. Daß sich am Ende kein einziger Aachener CDUler für die Pflege der deutschen Sprache stark machte, überraschte dann doch.

Vor der Abstimmung bewarb ich im Rahmen einer Rede den Antrag der AfD:

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen.Zuerst einmal freue ich mich, daß heute der erste Antrag der Alternative für Deutschland im Aachener Rat behandelt wird. Im Interesse der Aachener Bürger: Es werden weitere Anträge folgen.
Doch zum Antrag selber: Was hat die AfD gefordert? Die AfD beantragte die Verwaltung möge zukünftig „auf unnötige englischsprachige Begriffe verzichten.“ Die Betonung liegt dabei auf „unnötig“.Kulturelle Gründe

Warum ist die Pflege der deutschen Sprache sinnvoll? Zum einen gibt es kulturelle Gründe. Die deutsche Sprache ist seit Jahrhunderten der Baustein großer Werke von Weltrang. Wieviele Dichter hat unser Volk hervorgebracht? Wieviele Philosophen die in unserer Sprache ihre Ideen niederschrieben? Die deutsche Sprache ist es wert bewahrt und gepflegt zu werden. In Aachen wird sie jedoch verschandelt. Hier beschäftigt sich die Verwaltung mit „Business improvment districts“ und „Newcomer Days“.

Wir pflegen unsere Kathedralen als großartige kulturelle Bauwerke, doch die Kathedrale unsers Denkens – die Sprache- die pflegen wir nicht.

Gesellschaftliche Gründe

Hinzu kommen gesellschaftliche Gründe. Wir bieten Sprachförderprogramme für bildungsbenachteiligte Jugendliche an, damit diese mit der deutschen Sprache besser zu Recht kommen. Wir alle wissen, daß Sprache der Schlüssel für den späteren beruflichen Erfolg ist. Wollen wir diesen Jugendlichen noch mehr Hürden in den Weg legen, in dem die englische Sprache immer weiter aufgewertet wird? Dann bestehen bald gar keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr für weniger begabte Kinder. Wollen wir weiter ältere Menschen ausgrenzen, die nie die Gelegenheit hatten Englisch zu lernen?

Der Verzicht auf den Gebrauch unnötiger englischer Begriffe ist sinnvoll. Gegen diese Forderung gibt es sachlich in einer deutschen Verwaltung kaum etwas einzuwenden. Dementsprechend zusammengeschustert kommt die Ablehnung der Verwaltung daher.

Verwaltung missachtet Sprachwissenschaft

Die Verwaltung behauptet „Die Klage über einen angeblich übermäßigen Anglizismengebrauch im Deutschen lässt grundlegende Erkenntnisse der Sprachwissenschaft außer Acht.“ Quellen werden nicht genannt. Hier wird nur behauptet und das genaue Gegenteil ist der Fall. Eine Studie der Universität Bamberg hat ergeben, daß sich die Anzahl englischer Substantive innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren verdoppelt hat.

Verwaltung und Altparteien als Sprachpolizei

Weiter wird ausgeführt es sei nicht Aufgabe der Verwaltung die „Sprache und Kommunikation der Bürger bevormundend zu regeln.“ Das ist korrekt und wird von uns unterstützt. Wir forderten daher auch lediglich, daß die Verwaltung beim Gebrauch der deutschen Sprache mit gutem Vorbild vorangeht. Von Vorschriften den Bürgern gegenüber war nie die Rede. Die Aussage der Verwaltung überrascht aber auch um so mehr, weil sich gerade die Verwaltung und Teile der Politik sehr gerne als bevormundende Sprachpolizei aufführen. Vor allem immer dann, wenn es um sogenannte „geschlechtergerechte Sprache“ geht. Ich erinnere nur an die letzte Ratssitzung wo jedem von uns mehrere hundert Seiten der überarbeiteten Hauptsatzung vorgelegt wurden. Was wurde an der Hauptsatzung geändert? Richtig: Inhaltlich eigentlich gar nichts. Die Überarbeitung wurde vorgenommen, weil aus den Bürgern nun die „Bürgerinnen und Bürger“ und aus dem Kämmerer „Die Kämmerin“ und „Der Kämmerer“ wurden.

Offenbarungseid der Verwaltung

Den Offenbarungseid legt die Verwaltung jedoch mit der Aussage ab, durch einen Verzicht auf unnötige englische Begriffe könne der – ich zitiere- „…Eindruck einer deutschtümelnden Selbstprovinzialisierung einer bisher weltoffenen Stadt…“ erzeugt werden. Was hat sich die Verwaltung dabei bitte gedacht? Die Verwaltung ist allen Ernstes der Ansicht die Weltoffenheit der Stadt Aachen gründe auf dem Gebrauch von unnötigen englischen Begriffen?! Bei allem Respekt: Ich weiß nicht welcher Praktikant dieses Schreiben abgefasst hat, aber wenn die Weltoffenheit der Stadt Aachen von dem Gebrauch unnötiger englischer Begriffe abhängig sein soll, dann -sehr geehrte Damen und Herren-, dann sind wir wirklich allertiefste Provinz.

Ich empfehle dem Herrn Oberbürgermeister den für dieses Schriftstück verantwortlichen Mitarbeiter auf eine Dienstreise nach Paris zu entsenden. Zur Steigerung der interkulturellen Kompetenz. Dort wird er beim Betreten einer U-Bahn Station feststellen können, daß englische Werbesprüche ins Französische übersetzt werden. Und es wird wohl wirklich niemand behaupten wollen, daß Paris eine weltverschlossene Stadt mit Hang zum Provinzialismus ist. Also das was die Stadtverwaltung hier abgeliefert hat, ist eine Schande für Aachen und daher bitte ich alle hier anwesenden Ratsmitglieder ganz entschieden gegen diese Vorlage zu stimmen.

Schluß und weitere Beispiele für Denglisch

Sehr geehrte Damen und Herren,

– wenn die Aachener Bürger zur Nutzung des „AC-City-WiFi“ mit dem Spruch „Get your Code“ aufgefordert werden

– wenn an Aachen interessierte Personen auf einer städtischen Internetseite mit „Welcome Professionals und Studierende“ begrüßt werden

– wenn eine Angestellte in der Verwaltung für „Employer Branding“ verantwortlich ist

dann sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, dann läuft etwas ganz ganz kräftig aus dem Ruder. Gegen solche unnötigen englischen Begriffe richtet sich unser Antrag. Sehen Sie daher bei dem Antrag der AfD bitte nicht auf den Parteinamen. Sehen Sie bitte auf die Sache und lehnen Sie gemeinsam mit uns die peinliche Vorlage der Verwaltung ab.

 

 

(Manuskript zur Rede am 10.12.2014 – Es gilt das gesprochene Wort)

 

 

 

 

Bildnachweis: aerogondo – Fotolia.com #60092742