Neue Dimension der Schamlosigkeit: Massenhaft Freikarten für Aachener Kommunalpolitiker

Anfang des Jahres sprach Lothar Lennartz Klartext. Der stellvertretende Verwaltungsdirektor des Theater Aachen ließ gegenüber den Aachener Nachrichten die Katze aus dem Sack. Er informierte die Öffentlichkeit, daß Ratsvertreter und Mitglieder des Betriebsausschusses derzeit „für lau“ die Vorstellungen
besuchen können.

SPD-Frontmann Michael Servos redet gerne von sozialer Gerechtigkeit: Im STAWAG-Aufsichtsrat kassiert der Mathematiker jährlich über 5.000 Euro nebenher.

Die Selbstbedienungsmentalität der Aachener Altparteien ist bekannt. Während die STAWAG den Bürgern mit überzogenen Gaspreisen die Geldbörse leert, kassiert der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Servos jährlich 5.250 Euro für seine “Arbeit“ im Aufsichtsrat des städtischen Versorgers.  Der Mathematiker und SPD-Mann sahnt bei der STAWAG nebenher mehr Geld ab, als ein Hartz-4 Empfänger im gesamten Jahr für Lebensmittel und Kleidung erhält.

Bei einem solchen SPD-Frontmann ist es wenig überraschend, daß nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“, die Hinterbänkler der Altparteien nach Theaterfreikarten greifen. Doch in welchem Umfang und seit wann? Mit einer Ratsanfrage gingen mein Ratskollege Wolfgang Palm und ich der Sache auf den Grund und erfuhren Erstaunliches: Die Politiker der Altparteien können seit fast 15 Jahren privilegiert ins Theater gehen. Grundlage für den Bezug der Freikarten ist eine eigens dafür im Jahr 2003 geschaffene Regelung.

Massenhaft Freikarten für Aachener Kommunalpolitiker: CDU-geführte Verwaltung mit Auswertung überfordert

Wolfgang Palm und ich wollten wissen, wie viele Freikarten ausgegeben wurden und an welche Politiker. Wir gingen von einer überschaubaren Anzahl aus und beschränkten uns bei der Abfrage auf die letzten vier Spielzeiten. Umso heftiger hat uns die Antwort der Verwaltung überrascht.

Die personellen Ressourcen für die Recherche der Gesamtzahl und der einzelfallbezogenen Auflistung stehen dem Theater nicht zur Verfügung. Da der Auskunftsanspruch im Rahmen von Ratsanfragen auf Informationen begrenzt ist, die der Verwaltung vorliegen oder die mit zumutbaren Aufwand, also ohne aufwändige Recherchen, beschafft werden können, kann diese Frage somit nicht beantwortet werden.

Die Verwaltung erfährt welche Kommunalpolitiker Freikarten bestellen, denn die Inanspruchnahme setzt ein schriftliches Freikartengesuch an die Betriebsleitung des Stadttheaters voraus. Wenn die Auswertung dieser eingegangenen Freikartengesuche jedoch einen für die Verwaltung unzumutbaren Aufwand darstellt, wird klar, mit welcher Masse an Freikarten wir es zu tun haben. Es geht um eine ganz neue Dimension der Schamlosigkeit.

Ich fordere von CDU-Oberbürgermeister Marcel Philipp die unverzügliche Aufklärung der Angelegenheit. Er muss jetzt in seiner Verwaltung die personellen Kapazitäten bereitstellen um Transparenz zu schaffen. Die Bürger haben ein Anrecht zu erfahren welche Altparteienpolitiker seit womöglich 15 Jahren Freikarten abgreifen, während Familien, Rentner und Geringverdiener einen Theaterbesuch kaum bezahlen können.

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Quellen:

http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/aachen/weniger-freikarten-und-weniger-leute-an-der-kasse-1.1800768

https://www.stawag.de/fileadmin//user_upload/Aufsichtsrat_STAWAG.pdf

http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtrat_gremien/aufwandsentschaedigung.html

https://www.afa.ac/wp-content/uploads/2018/05/Stellungnahme_Ratsanfrage_AfA_2018_03_18_Freik.pdf