Für eine Neuausrichtung des Suermondt-Ludwig-Museum

Ab dem 30.Oktober werden im Suermondt-Ludwig-Museum fotografische Werke von Dennis Stock ausgestellt. Doch wie ist es überhaupt um das ehrwürdige Museum bestellt? Nur ein Materialist wird den Erfolg des Museums an den Besucherzahlen messen. In Zeiten wo Sendungen wie „Bauer sucht Frau“ ein Millionenpublikum vor den Fernseher ziehen, ist die Anzahl der Besucher kein Gradmesser für Güte. Bei Museen sind andere Kriterien anzusetzen. Eines kann sein, inwieweit die präsentierte Kunst über das irdische Sein hinausweist. Die heute zu Unrecht von Feministinnen vereinnahmte Louise Otto schrieb:

 

Kunst hat die Mission, Unendliches darzustellen im Endlichen, Ewiges im Zeitlichen; sie ist die vollendete irdische Gestalt, an der Überirdisches zur Erscheinung kommt, und darum ist es ihre Bestimmung, zu erheben mit himmlischem Genusse.

 

Wer diese Messlatte an moderne Kunst anlegt, wird enttäuscht. Entpuppt sich diese doch häufig als technisch anspruchslose Ausführung nach dem Schema „Farbbeutel an Leinwand“. Wer heute durch die Ausstellungen des Landes zieht, findet sich vor lieblos hingespritzten Farbklecksen und grob zusammengeleimten Abfällen wieder.

Anders ist es bei der Betrachtung von großen Werken der gegenständlichen Kunst. Dort umweht den Betrachter der erhabene Schauer des Überzeitlichen. Die Botschaften der Kunstwerke sind klar und deutlich. Die technischen Ausführungen der Werke so anspruchsvoll, daß den Betrachter Ehrfurcht ergreift. Die Details an diesen Werken deuten auf Vollkommenheit, Formgefühl und Ordnung hin. Die häufig religiös motivierten Kunstwerken zeigen deutlich, welche Inspirationskraft das Gefühl für Transzendenz mit sich bringt. Die Verehrung des Göttlichen in Kunstwerken erstaunt den modernen Menschen. Die Betrachtung dieser Kunstwerke wirft Fragen auf, denen er lieber ausweicht: „Wo kommen wir her? Was sind unsere Wurzeln?“,  „Was passiert mit uns, wenn wir sterben?“ und vor allem „Warum sind wir hier? Was ist der Sinn des Lebens? Achtzig Jahre essen, trinken, Sex haben und dann abdanken? Ist das alles was das Leben zu bieten hat?“

Eine Festung gegen die Moderne
Im Suermondt-Ludwig-Museum begegnen uns Kunstwerke von großen Meistern, die genau diese Fragen stellen und beantworten. Viele Exponate des Museums weisen über das irdische Sein hinaus. Sie bieten verborgene Zugänge zu alten Weisheiten und können den entwurzelten modernen Menschen neu erden. Das Suermondt-Ludwig-Museum genießt den Ruf, Werke der Hochkultur inmitten einer Welt der Ruinen zu bewahren. Dieser Ruf ist zugleich Verpflichtung und nur hier kann Kritik an dem Haus ansetzen.

 

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„Mars und Venus“ des Renaissance Malers Botticelli – Die Polarität der Geschlechter und die Symbiose von Mann und Frau wird deutlich. Der sonst so wehrhafte Mars wird durch die Liebe von Venus entwaffnet und domestiziert. Das Kunstwerk bewahrt die Erinnerung an das einst harmonische Miteinander von Mann und Frau.

 

Vermeidbare Stilbrüche

Schon mit dem Betreten des Museums werden vermeidbare Stilbrüche deutlich. Wer die mondäne Villa durch die Kutscheneinfahrt betritt, wird von einer ordinär in Neonfarben beleuchteten Empfangstheke angebrüllt. Bevor der Besucher im Erdgeschoss einen Blick auf  wunderschöne Sakral-Skulpturen werfen kann, durchläuft er einen Ausstellungsraum mit abstrakten Werken von Benno Werth. Mit dem Ludwig-Forum hat Aachen ein großes Museum für abstrakte Kunst der „Moderne“ und „Post-Moderne“. Die beachtenswerte Kunst von Benno Werth wäre daher besser dort aufgehoben. Ebenso wie viele Werke aus dem zweiten Obergeschoss und so manche wechselnde Ausstellung. Fotografie und abstrakte Kunst muss in Aachen ihren Platz haben, aber sie fügt sich einfach harmonischer ins Ludwig-Forum ein.

 

Das Suermond-Ludwig-Museum ist in seinem jetzigen Zustand nicht Fisch und nicht Fleisch. Die ausgestellte abstrakte Kunst, wirkt wie ein Fremdkörper zwischen den großen meisterlichen Werken. Ein Museum das nicht heiß und nicht kalt ist, büßt Strahlkraft ein. Hier ist mehr Mut zur Konzentration auf gegenständliche Kunst zu wünschen. Das Suermondt-Ludwig-Museum sollte ausschließlich für diese reserviert sein. Wechselnde Ausstellungen können gegenständlich ausgerichteten zeitgenössischen Künstlern eine Plattform bieten. Damit kann das Museum ein Alleinstellungsmerkmal erwerben und zu einem befruchtenden Zentrum für diese vernachlässigte Kunst werden.

 

Liebevollerer Präsentation
Den ausgestellten Werken ist eine würdige Atmosphäre zu verschaffen. Zur Zeit trüben lieblos aufgesetzte Informationsblätter zu Exponaten das Besuchserlebnis. Aufdringlich surrende und schlecht ausgerichtete Beleuchtung, sowie laut knarrzende Dielenböden rauben die Ruhe sich länger auf Kunstwerke einzulassen. Der Zustand des Museums ist stellenweise unwirtlich gegenüber den Besuchern und zeugt von mangelndem Respekt gegenüber den ausgestellten Werken. Vor allem die brummende Beleuchtung scheucht die Besucher aus den Ausstellungsräumen. Auch die Staubschichten auf so manchem Exponat hinterlassen den faden Beigeschmack von mangelnder Wertschätzung. In diesen Dingen besteht dringender Handlungsbedarf. Nur wenn ein Museum auch innere Einkehr ermöglicht, wird es gerne wiederholt von ortsansässigen Kunstfreunden besucht. Wer in fast jedem Raum durch monotone Summtöne von seinem Sitzplatz vor dem Kunstwerk vertrieben wird, lässt sich kaum als Dauerbesucher gewinnen.

 

Zusammenfassende Vision für das Suermondt-Ludwig-Museum

  •  Ort der Ruhe und Kontemplation. Keine knarrzenden Dielen und summenden Leuchten
  •  Ausschließliche Ausrichtung auf gegenständliche Kunst
  •  Behutsame Erhöhung des Anteils von deutschen und österreichischen Künstlern. Mehr Raum für gegenständlich malende Künstler der Region.
  •  Ausstellung und Förderung von zeitgenössischen Künstlern die nach altmeisterlichen Techniken und Traditionen arbeiten
  •  Liebevolle und umfangreiche Texte zu allen ausgestellten Exponaten
  • Staubfreie Exponate