Sie solle aus „ihrer herrscherlichen Sphäre“ herausgenommen und als „Mensch und Gegenüber“ gezeigt werden. Keine Zier- und Weiheelemente; ein „modernes Gewand für den Alltag“ sei gewünscht, heißt es in der Ausschreibung.
Entsakralisierung der Gesellschaft
Die linksliberale Gleichmacherei knöpft sich die letzten sakralen Spuren der Gegenwart vor. Und die Kirche zieht willfährig mit. Marias Ausstrahlung soll mit der geistigen, ästhetischen und spirituellen Flachheit einer entsakralisierten Gesellschaft synchronisiert werden. Die heilige Schutzpatronin wird zu einer legeren Supernanny profaniert, die sich auf den Modelaufstegen der Gegenwart als massentauglich auszuweisen hat. Als sei zur Himmelsvermittlung nur akkreditiert, wer aktuelle Dresscodes beachtet.
Die Erscheinung der Jesusmutter ist zeitlos. Sie muss nicht in die aktuelle Jeweiligkeit flüchtiger Gegenwärtigkeiten übersetzt werden. Die weihevolle Dekoration der himmlischen Mutter-Kind-Szene im Aachener Dom drückt zudem keine Herrscherbeziehung aus, sondern liebevolle religiöse Ehrerbietung.
Respekt vor Geschichte und Kultur
Die Aachener Marienstatue wurde mutmaßlich schon im 10. Jahrhundert verehrt. Auch Nicht-Christen sind vor den oft mehrhundertjährigen christlichen Kulturgütern zu Respekt und Behutsamkeit angehalten. Die Kirchenverantwortlichen sollten diesen Respekt und diese Behutsamkeit selbstbewusst einfordern, statt die Traditionen und Kirchenschätze der weiteren Zeitgeistverflachung zu überlassen.