Hilfe für Alkoholabhängige: „Trinkerstube“ in Aachen einrichten

Die Einrichtung einer warmen Stube für mittellose alkoholabhängige Personen ist seit Jahren im Gespräch. Die Problemlage ist unverändert aktuell. Getan wurde jedoch nichts. Nun legen mein Ratskollege Wolfgang Palm und ich einen Antrag zur Einrichtung einer „Trinkerstube“ in Aachen vor.

Besonders der Frankenberger Park, die Bahnhofsvorplätze, der Kaiserplatz und die Peterstraße sind bekannte Treffpunkte von drogen- und alkoholabhängigen Personen. Passanten und Anwohner beklagen seit längerem einen Verlust von Sicherheit und Ordnung. Geschäftsleute fürchten um ihre Kundschaft. Bis heute ist es der CDU-geführten Stadtverwaltung nicht gelungen die Situation dauerhaft zu entspannen. Ankündigungen anderer Parteien, wie der Grünen, folgte kein ernstzunehmendes Engagement. Wir beantragen daher jetzt die Einrichtung eines alkoholtoleranten Aufenthalts- und Beratungsangebotes.

Andere Städte machen vor wie es geht

Im Gegensatz zu Aachen werden andernorts Lösungskonzepte entworfen und umgesetzt. Besonders erfolgreich erwies sich u.a. das „Café Berta“ in Dortmund. In dieser Einrichtung finden alkoholabhängige Personen eine Aufenthaltsgelegenheit um ihrem Konsumbedürfnis nicht in der Öffentlichkeit nachkommen zu müssen. Neben dem Aufenthaltsangebot können Gäste dort auch weiterführende Hilfsangebote wahrnehmen.[1]

Akzeptanz durch Erfolg

Das anfangs kritisch beäugte Projekt in Dortmund existiert mittlerweile seit 5 Jahren und genießt heute eine breite Akzeptanz unter der Zielgruppe und Anwohnern.[2] So berichtet der Einrichtungsleiter, Thomas Thanscheidt, dass das Café Im Eröffnungsjahr durchschnittlich 1.000 Visiten monatlich gezählt. Im Jahr 2015 sei die Anzahl der Visiten bereits auf 2.500 monatlich angestiegen. Zudem kämen Gäste nicht nur um Alkohol zu konsumieren, sondern um der Einsamkeit zu entgehen oder um einen Ansprechpartner für Probleme mit Hartz4, Steuern, Schulden oder Sucht aufzusuchen.[3]

Positive Effekte erwiesen – doch Aachen schläft

Im Dezember 2014 stand in Aachen das Konzept der „Trinkerstube“ schon einmal im Fokus. Allerdings hatten zum damaligen Zeitpunkt die Bedenken überwogen. Die Diskussion verstummte. Inzwischen wächst der Frust. Die Unzufriedenheit über die Situation spitzte sich sogar in Bürgerinitiativen zu, die für betroffene Orte ein Alkoholverbot forderten.

Die Stadtverwaltung hätte sich längst über Vorteile und Nutzen des Konzepts „Trinkerstube“ für hilfsbedürftige Menschen und die öffentliche Ordnung informieren können. Denn inzwischen ist ein ausreichender Beobachtungszeitraum gegeben, um die positiven Effekte bereits bestehender Projekte, wie des „Cafés Berta“, des Kieler Projekts „Zum Sofa“[4]  oder anderer Projekt empirisch nachvollziehen zu können. Doch die Stadt Aachen schläft – mal wieder.

Einheimische Bürger zuerst

Die Stadt wendet Millionenbeträge für die Unterbringung, Betreuung und Verpflegung illegal eingereister Asylforderer auf. Einheimische Bürger in prekären Situation können auf Hilfe jedoch lange warten.

Meine Ratsgruppe fühlt sich den einheimischen Aachener Bürgern besonders verpflichtet. Wir nehmen es nicht hin, dass sich die Stadtverwaltung um freien WLAN-Zugang an Asylunterkünften sorgt, während sich mittellose Aachener Bürger zwischen Alkoholismus und Verwahrlosung bei allen Witterungen auf der Straße wiederfinden. Für uns kommen einheimische Bürger zuerst.

Lesen Sie hier den gesamten Antrag zur Einrichtung einer Trinkerstube.

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[1] https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/planen_bauen_wohnen/stadterneuerung_nordstadt/projekte_sn/caf__berta/

[2] Ebd.

[3] http://www.ruhrnachrichten.de/staedte/dortmund/Dortmunds-Vorbild-Kiel-Zu-Besuch-in-einem-Trinkraum;art930,1440379

[4] http://www.abendblatt.de/region/norddeutschland/article106516365/Kieler-Trinkerraum-Das-Sofa-macht-Schule.html